Ein Freitauchgang besteht nicht nur aus dem Abtauchen und Auftauchen – jede Bewegung zählt. Um sicher, effizient und kontrolliert zu tauchen, teilen wir den Tauchgang in sechs Phasen auf. Jede Phase hat klare Schlüsselmomente, die den Unterschied machen – zwischen Leichtigkeit und Anstrengung, zwischen Kontrolle und Risiko.
1. Phase: Finaler Atemzug, Schnorchel raus, Druckausgleich
Der Tauchgang beginnt mit einem tiefen, bewussten Atemzug – dem finalen Atemzug. Er startet mit einer vollständigen Ausatmung und füllt die Lunge beim Einatmen optimal in zwei Abschnitten (Bauch und Brust). Dabei liegt die Zunge am Gaumen, um die Luft zu komprimieren und effizienter zu atmen. Direkt danach wird der Schnorchel aus dem Mund genommen, um ungewolltes Wasserschlucken während des Tauchgangs zu vermeiden. Noch an der Oberfläche beginnst du mit dem ersten Druckausgleich, um den steigenden Umgebungsdruck frühzeitig auszugleichen.
2. Phase: Duckdive und Orientierung am Seil
Mit dem Duckdive beginnst du den eigentlichen Abstieg. Dabei kippt der Oberkörper um 90 Grad nach unten, die Beine folgen in einer fliessenden Bewegung – wie eine Ente, die zuerst den Kopf ins Wasser taucht und dann den Körper nachkippt, um am Boden das Seegras zu erreichen. Die Arme machen dazu eine Schwimmbewegung. Ziel ist es, ohne grossen Kraftaufwand unter die Wasseroberfläche zu gelangen. Nach dem Eintauchen orientierst du dich zum Seil – der visuelle oder taktile Kontakt gibt dir Sicherheit und zeigt die Richtung für den Abstieg an.
3. Phase: Abtauchen, Druckausgleich, freier Fall
In dieser Phase wird der Druckausgleich regelmässig und bewusst fortgesetzt – er ist entscheidend, um das Trommelfell zu schützen. Je weiter du nach unten gehst, desto weniger oft muss er durchgeführt werden. Die Maske darf dabei nicht vergessen werden, da es sonst auch dort zu druckbedingten Verletzungen kommen kann, die wie ein Abdruck von der Maske oder geplatzte Adern in den Augen aussehen.
Mit zunehmender Tiefe wird der Auftrieb geringer – du gleitest in den freien Fall, eine der ruhigsten und zugleich intensivsten Phasen des Tauchgangs. Hier brauchst du keine Flossen mehr, sondern lässt dich einfach in die Tiefe gleiten.
4. Phase: Umkehrpunkt und Drehung
Der Umkehrpunkt ist der tiefste Punkt deines Tauchgangs – bewusst gewählt, nie erzwungen. Hier drehst du kontrolliert um und leitest den Aufstieg ein. Eine klare, runde Drehbewegung spart Energie und sorgt für Stabilität beim Richtungswechsel.
5. Phase: Auftauchen und effizienter Flossenschlag
Der Aufstieg beginnt mit einem kräftigen Impuls. Effizienter Flossenschlag bedeutet gleichmässige, kraftvolle Bewegungen aus der Hüfte, ohne Hektik. Der Blick bleibt neutral oder leicht nach oben gerichtet. Achte darauf, dich nicht zu hetzen – eine ruhige, gleichmässige Aufstiegsphase spart Sauerstoff. Im letzten Drittel deines Tauchgangs solltest du positiven Auftrieb bekommen und dich daher weniger bewegen müssen.
Tipp: In deiner Maske dehnt sich die Luft ebenfalls wieder aus. Nimm kleine Atemzüge durch die Nase, um schon vor der nächsten Phase Sauerstoff zu bekommen.
6. Phase: Recovery Breathing und OK-Zeichen
Sobald du die Oberfläche erreichst, beginnt die letzte, oft unterschätzte Phase: das Recovery Breathing. Eine gezielte und bewusste Aus- und Einatmung hilft, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen und einen Blackout zu vermeiden. Anschliessend folgt das OK-Zeichen – eine einfache, aber essenzielle Sicherheitsgeste, die dir selbst und deinem Buddy zeigt: Alles in Ordnung.
Tipps und so..
✔ Übung macht den Unterschied
Jede Phase eines Tauchgangs lässt sich gezielt trainieren – vom Duckdive über den Druckausgleich bis hin zur Recovery Breathing. Nimm dir Zeit, jede Technik einzeln zu verbessern und sie im Trockenen immer wieder zu visualisieren.
✔ Safety First
Trainiere nie allein. Ein erfahrener Tauchbuddy ist keine Option, sondern Pflicht. Gerade beim Tieftauchen zählt das Zusammenspiel aus Technik, Körpersignalen und gegenseitiger Beobachtung.
✔ Tools zur Selbstanalyse
Nutze Videoaufnahmen oder Trainingslogs, um deine Bewegungen, den Flossenschlag und den Ablauf deiner Tauchgänge zu reflektieren. Kleine Optimierungen können viel Energie und Luft sparen.
✔ Atemtechnik verfeinern
Die Qualität deines finalen Atemzugs, dein CO₂-Toleranztraining und deine Recovery Breathing-Strategie beeinflussen, wie weit und wie sicher du tauchen kannst. Atemarbeit an Land ist genauso wichtig wie das Training im Wasser.
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